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ALLRIS - Vorlage

Mitteilungsvorlage öffentlich - VO/2022/239

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Beratungsfolge

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Sachverhalt

1. Begründung der Nichtöffentlichkeit:

 

entfällt

 

2. Sachverhalt:

 

Bei der Frage der künftigen Organisation der imland gGmbH handelt es sich um eine sehr komplexe Materie. Um den Hauptausschuss fachlich fundiert beraten zu können, ist die  Verwaltung auf das Fachwissen von Experten angewiesen. Deshalb wurde die auf die Beratung von Krankenhäusern spezialisierte Unternehmensberatung Lohfert & Lohfert beauftragt, die von der imland gGmbH vorgelegten Ergebnisse in Gestalt der Medizinstrategie hinsichtlich ihrer Plausibilität zu beurteilen. Unter Ziffer I. sind die Aufgabenstellungen sowie die Kernaussagen des Gutachters zusammenfassend dargestellt.

 

Parallel und ergänzend hierzu wurde unter Ziffer II. eine Bewertung der Medizinstrategie durch die Verwaltung vorgenommen.

 

Unter Ziffer III. ist ein Vorschlag der Verwaltung zum weiteren Verfahren formuliert.

 

 

  1. Plausibilisierung der Medizinstrategie durch Lohfert & Lohfert

 

Im Rahmen dieser Plausibilitätsbetrachtung sollte unter anderem darauf eingegangen werden, ob

 

  • die von der imland gGmbH für die Bewertung der Szenarien zugrunde gelegten Kriterien geeignet erscheinen und die Gewichtung und Herleitung der Kriterien plausibel begründet ist, 
  • die empfohlene medizinische Neuausrichtung geeignet ist, sowohl den zukünftigen Versorgungsbedarf der Bevölkerung des Kreises Rendsburg-Eckernförde abzudecken als auch die imland gGmbH zukunftsfähig aufzustellen,
  • mit dem von der imland gGmbH empfohlenen Szenario der spezifische Versorgungsbedarf der Bevölkerung im Einzugsbereich von Eckernförde im Hinblick auf die Notfallversorgung und auf geburtshilfliche Versorgung hinreichend abgedeckt wird,
  • die Auswirkungen der empfohlenen Zentralisierung der psychiatrischen Behandlungsangebote in Eckernförde ausreichend bewertet werden,
  • die von der imland gGmbH prognostizierten Verlagerungseffekte von Eckernförde nach Rendsburg sowie die angestrebte zusätzliche Abschöpfung von Marktpotenzialen realistisch und plausibel eingeschätzt werden,
  • das vorgeschlagene Szenario 5 das beste Gesamtpaket darstellt.

 

Zusammengefasst sind die Gutachter zu folgenden Ergebnissen gekommen:

 

  • Die angewendeten Kriterien erscheinen grundsätzlich nachvollziehbar und die Gewichtungen prinzipiell schlüssig.
  • Ein medizinisches Angebot gemäß Szenario 5 deckt den bestehenden Versorgungsbedarf sowohl im Kreisgebiet allgemein als auch insbesondere in Eckernförde ab. Das gilt auch für die Bereiche Geburtshilfe und Notfallversorgung.
  • Die Überlegungen zur Verlagerung der Psychiatrie nach Eckernförde erscheinen nachvollziehbar.
  • Die Verlagerungseffekte werden insgesamt optimistisch eingeschätzt, fraglich ist daher, ob diese vollständig realisierbar sind. Für die innere Medizin werden die Annahmen als zu optimistisch und nicht realisierbar bewertet.
  • Die Möglichkeiten zur Abschöpfung von Marktpotentialen werden als realisierbar eingeschätzt, es werde jedoch großer Anstrengungen bedürfen, das bestehende Marktpotential zu halten bzw. zu heben.
  • In ihrer Gesamteinschätzung stellen die Gutachter fest, dass die Prognosen und damit verbunden auch die Szenarienbewertung für Szenario 5 insgesamt deutlich zu optimistisch eingeschätzt werden, insbesondere aufgrund der Größe der inneren Medizin in Eckernförde.
  • Unter der Prämisse einer 2-Standorte-Lösung empfehlen die Gutachter

entweder

 

Szenario 1 ohne Geburtshilfe, Gynäkologie und Pädiatrie in Eckernförde weiter zu entwickeln
oder
im Szenario 5 die Möglichkeit zu prüfen, das Krankenhaus in Eckernförde als geriatrische / psychiatrische Fachklinik weiter zu entwickeln.
 

  • Ergänzend weisen die Gutachter darauf hin, dass ihres Erachtens mit dem Betrieb einer Neurochirurgie und einer Thorax-Chirurgie in Rendsburg sowie der vorgeschlagenen Verlagerung der Orthopädie nach Rendsburg Risiken verbunden sind, die auch relevante wirtschaftliche Auswirkungen haben können. Insofern wird eine Überprüfung der entsprechenden Leistungsangebote empfohlen. 

 

Auf folgenden Aspekt ist hinzuweisen: Das Plausibilisierungsgutachten von Lohfert & Lohfert wurde unter erheblichem Zeitdruck erarbeitet. Verifizierende eigene Berechnungen konnten deshalb durch den Gutachter nicht angestellt werden.

 

Die vollständigen Ergebnisse der Plausibilitätsprüfung sind dem Hauptausschuss bereits mit einer gesonderten Vorlage übermittelt worden.

 

Vertreter von Lohfert & Lohfert werden in der Sitzung anwesend sein.

 

  1. Bewertung des Vorschlags der Geschäftsführung aus Sicht der Verwaltung

 

Die Ergebnisse der Plausibilisierungsprüfung von Lohfert & Lohfert liegen der Verwaltung erst seit dem vergangenen Donnerstag vor. Angesichts der Kürze der Zeit kann der Vorschlag der Geschäftsführung zur zukünftigen medizinstrategischen Ausrichtung unter Berücksichtigung der Bewertungen von Lohfert & Lohfert zunächst nur überschlägig erfolgen. Für eine abschließende Bewertung werden weiterführende Informationen der Geschäftsleitung der imland gGmbH benötigt; zudem müssten gegebenenfalls vertiefende Gespräche, und zwar gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von Lohfert & Lohfert und Curacon sowie der Geschäftsführung der imland gGmbH geführt werden.

 

Auf Grundlage der derzeit vorliegenden Informationen wird der Vorschlag der Geschäftsführung wie folgt bewertet:

 

Stärken und Chancen

 

  • Erarbeitung erfolgte durch Expertinnen und Experten innerhalb der Klinik; das schafft deutlich höhere Akzeptanz bei der Umsetzung gegenüber einem von externen Beratern erarbeiteten Konzept;
  • Berücksichtigung der von der Kreispolitik formulierten Erwartungen einer langfristigen Zwei-Standorte-Lösung;
  • Sicherstellung einer stationären Gesundheitsversorgung am Standort Eckernförde;
  • Weitgehender Erhalt der Arbeitsplätze an beiden Standorten;
    Absehen von betriebsbedingten Kündigungen;
  • Abdeckung des Versorgungsbedarfs gemäß Versorgungsbedarfsanalyse;
  • Langfristige Stabilisierung des Standortes in Eckernförde, zumal der geriatrische und auch der psychiatrische Versorgungsbedarf zukünftig zunehmen wird;
  • r den Vorschlag liegt eine politische Absichtserklärung der Landesregierung vor, die dafür erforderlichen Investitionen am Standort Eckernförde in einer Größenordnung von 50 Mio. Euro zu finanzieren.

 

Schwächen und Risiken

 

  • Es fehlt eine Sensitivitätsanalyse zu dem Vorschlag Szenario 5 im Hinblick auf die wirtschaftliche Tragfähigkeit.
  • Ob und wenn ja in welcher Größenordnung wirtschaftliche Risiken (beispielsweise aufgrund von Baukostensteigerungen; unzureichender Investitionsförderung durch das Land; noch nicht veranschlagten Kosten für weitere notwendige Investitionen) bestehen, die zu weiteren finanziellen Beiträgen des Kreises als Gesellschafter führen können, wird aus den von der Geschäftsführung vorgelegten Unterlagen nicht ersichtlich.
  • Es besteht das Risiko, dass die internistische Abteilung in der vorgesehenen Ausgestaltung keine ausreichende Akzeptanz erfährt und in der Folge die erforderliche Auslastung nicht erreicht wird. Hieraus würden sich weitere wirtschaftliche Risiken für die imland gGmbH und mittelbar für den Kreis als Gesellschafter ergeben.
  • Der Vorschlag der Geschäftsführung beinhaltet im Wesentlichen Veränderungen, die den Standort Eckernförde betreffen. Gemäß den Analysen von KPMG werden auch für den Standort Rendsburg Effizienzpotentiale gesehen. Ob und inwieweit für den Standort Rendsburg Optimierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen identifiziert und in dem Vorschlag zur Umsetzung vorgesehen sind, wird aus der Präsentation der Geschäftsführung vom 14./15.01.2022 nicht ersichtlich.

 

Der kritische Faktor Zeit

 

Mit der Entscheidung über die zukünftige Medizinstrategie werden vom Kreistag und von der Gesellschafterversammlung der imland gGmbH Entscheidungen zu treffen sein, die von überragender Bedeutung für die zukünftige Ausgestaltung der stationären Gesundheitsversorgung im Kreisgebiet sein werden.

 

Hinzu kommt, dass mit einer Entscheidung für das Szenario 5 Investitionen im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich angeschoben werden müssten.

 

Eine Entscheidung von derartiger Tragweite sollte grundsätzlich nur auf der Basis eines vollständig ermittelten Sachverhalts und in Kenntnis aller relevanten Risiken getroffen werden.

 

Ohne eine kurzfristige Klärung der zukünftigen Ausrichtung ist allerdings zu befürchten, dass sich die Personalsituation in der imland gGmbH insbesondere in Eckernförde immer weiter zuspitzen wird und eine Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung in Teilen nicht mehr gewährleistet werden kann.

 

Die damit einhergehenden Konsequenzen dürften gravierend sein. Die auch nur vorübergehende Schließung von einer oder mehreren Abteilungen hätte drastische finanzielle Belastungen für die imland gGmbH zur Folge. Zudem würde die Schließung eines Fachbereiches am Standort Eckernförde zu weiteren und voraussichtlich irreversiblen Verlusten im Bereich des Personals führen. Dies gilt insbesondere für den Bereich des Medizinischen Dienstes. Eine Wiedereröffnung einer einmal geschlossenen Abteilung dürfte nur noch schwerlich möglich sein.

 

Insofern besteht unmittelbarer Handlungsbedarf. Deshalb sollte alles dafür getan werden, um schnellstmöglich eine Entscheidung zur zukünftigen Medizinstrategie der imland gGmbH treffen zu können.

 

Konsultationsverfahren mit dem kreisangehörigen Bereich

 

Unabhängig davon, für welches Szenario sich der Kreistag aussprechen wird, werden sich daraus erhebliche Belastungen für den Kreishaushalt ergeben. In Anknüpfung an die bewährte Form der Zusammenarbeit mit dem kreisangehörigen Bereich sollte vor einer Entscheidung des Kreistages das Konsultationsverfahren mit dem Vorstand des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetages, Kreisverband Rendsburg-Eckernförde, sowie der Bürgermeisterin und den Bürgermeistern der hauptamtlich verwalteten Städte durchgeführt werden. Ein entsprechendes Abstimmungsgespräch wird durch die Kreispräsidentin bereits vorbereitet.

 

  1. Vorschlag der Verwaltung zum weiteren Verfahren

 

r die Beratungen im Hauptausschuss wird folgender Vorschlag unterbreitet.

 

Es ist erforderlich, dass die für die Entscheidung benötigten Informationen schnellstmöglich zusammengestellt werden. Deshalb sollte die Geschäftsführung gebeten werden, folgende Dinge zu veranlassen:

 

1)      Kritische Überprüfung und gegebenenfalls Überarbeitung des Vorschlags der Geschäftsführung mit Blick auf die Hinweise und Anmerkungen des Plausibilisierungsgutachtens von Lohfert & Lohfert vom 27.01.2022;

2)      r den Fall, dass es zu zentralen Aussagen von Lohfert & Lohfert abweichende Bewertungen oder Einschätzungen gibt, sollten die aus Sicht der Geschäftsführung dafür maßgeblichen Punkte transparent und nachvollziehbar aufbereitet werden;

3)      Konkrete Darlegung, wie kurz-, mittel- und langfristig eine Auslastung der für die innere Abteilung in Eckernförde vorgesehenen Betten erreicht werden soll;

4)      Darlegung und Begründung, wie die von Lohfert & Lohfert präferierten Varianten eingeschätzt und bewertet werden. Das gilt konkret für folgende Szenarien:

a)      Weiterentwicklung von Szenario 1 ohne Geburtshilfe, Gynäkologie und Pädiatrie in Eckernförde;

b)      Abwandlung des Szenarios 5 dahingehend, das Krankenhaus in Eckernförde zu einer geriatrischen und psychiatrischen Fachklinik weiter zu entwickeln.

5)      Aufzeigen der Finanzierungsrisiken für den Kreis im Falle einer Umsetzung von Szenario 5;

6)      Vorlage einer Sensitivitätsanalyse zu dem Vorschlag Szenario 5 im Hinblick auf die wirtschaftliche Tragfähigkeit;

7)      Aufzeigen der Optimierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen, die am Standort Rendsburg vorgesehen sind.

 

Zielsetzung sollte es sein, diese Arbeiten so rechtzeitig vor der für den 14.02.2022 anberaumten Sitzung des Kreistages zu erledigen und die Ergebnisse dem Kreistag vorzulegen, dass eine fundierte Beratung und gegebenenfalls Entscheidung in der Sitzung möglich sind.

 


 

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Finanzielle Auswirkungen

Relevanz für den Klimaschutz:

Entfällt.
 

 

Finanzielle Auswirkungen:

Entfällt.
 

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